Ein pinker Retrowecker serviert auf einem weißen Teller, rechts und links goldenes Besteck

Periode und Hormonbalance: Welche Auswirkungen haben Heilfasten, Saftkuren und Co auf den weiblichen Körper?

Fasten, Periode und Hormonbalance – welche Auswirkungen haben Heilfasten, Saftkuren und Intervallfasten auf den weiblichen Körper? Und wie werden die Hormone beeinflusst? Können Fasten-Kuren den weiblichen Hormonhaushalt durcheinander bringen? Und wie wirkt sich Fasten während der Periode aus? Diesen und weiteren Fragen gehe ich in diesem Artikel auf den Grund.

Inhaltsverzeichnis

Fasten allgemein

Das Thema Fasten hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit bekommen und an Beliebtheit gewonnen. Genauso, wie das Interesse an einem gesunden und ausgewogenen Lifestyle.

Ein gesunder und ausgewogener Lifestyle ist definitiv ein essenzieller Bestandteil für unsere Gesundheit und zur Unterstützung unseres hormonellen Gleichgewichts. Er trägt entscheidend zu einer regelmäßigen, beschwerdefreien Periode und der natürlichen Hormonbalance bei. 

Zu einem gesunden Lifestyle gehören definitiv auch Zeitfenster, in denen nicht gegessen wird. Bereits das entlastet den Körper und unterstützt die körpereigene Entgiftung.

Zu einem gesunden Lifestyle gehören Zeitfenster, in denen nichts gegessen wird, dazu.

Entlastung und Entgiftung sind zwei Argumente, die häufig für eine Fastenkur herangezogen werden. Auch das Abnehmen mit Unterstützung von Fastenkuren ist immer wieder ein Thema. Dies sehe ich jedoch sehr kritisch. Dazu aber später mehr.

Fasten im Allgemeinen hat sicherlich viele Vorteile. Jedoch dürfen insbesondere wir Frauen einiges dabei beachten: Denn Fasten beeinflusst stark unsere Hormone. Und kann unsere Periode, unser Zyklusgeschehen und die Hormonbalance ganz schön durcheinander bringen.

In diesem Artikel werden wir uns ausführlich mit der Frage beschäftigen, was die gängigen Fastenmethoden sind und für wen welche Fastenformen geeignet sind. Dabei berücksichtigen wir auch die hormonellen Einflüsse im weiblichen Körper.

Ist Fasten gut für Frauen?

Mir wird oft die Frage gestellt, ob Fasten für uns Frauen sinnvoll und gut ist. Die Antwort auf diese Frage ist leider nicht mit einem einfachen Ja oder Nein zu beantworten. Ob und für wen fasten sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

  • Grundsätzlich kann Fasten für einige Frauen positive Effekte haben, wie zum Beispiel eine verbesserte Insulinsensitivität, Gewichtsverlust und eine gesteigerte Autophagie. Das ist ein Prozess, bei dem der Körper beschädigte Zellen abbaut. 
  • Jedoch ist nicht jede Form des Fastens für jede Frau geeignet, gerade, wenn es um das hormonelle Gleichgewicht und auch den JoJo-Effekt geht.

Diesen Frauen rate ich vom Saft- oder Heilfasten ab: Frauen, mit einem niedrigen BMI, die an einer Essstörung erkrankt sind oder waren, die Gewichtsprobleme haben, sehr angespannt und gestresst oder chronisch erschöpft sind, rate ich vom Saft- oder Heilfasten ab.

Sehr lange Essenspausen oder längerer Verzicht auf Nahrung, bedeutet immer auch Stress für den Körper. Selbst wenn wir auf rationaler Ebene wissen, dass der Kühlschrank voll ist oder wir spätestens im Supermarkt um die Ecke jederzeit etwas zu Essen kaufen können. Bestimmte Areale in unserem Gehirn wissen das nicht. Für sie heißt es: Hungersnot. Was da genau im Körper passiert und wie sich dieser Zustand auf unsere Hormone auswirken kann, erkläre ich jetzt.

Östrogen, Progesteron und Co. Was macht Fasten mit den Hormonen?

Fasten beeinflusst verschiedene Hormone im Körper. So können längere Fastenperioden zum Beispiel einen Anstieg des Hormons Cortisol auslösen.

Cortisol...

…ist unser Aktivitätshormon, wird von den Nebennieren produziert und ausgeschüttet. Ganz einfach erklärt, unterliegt die natürliche Cortisolausschüttung einem bestimmten Rhythmus. So ist unsere Cortisolkurve in einem gesunden Organismus morgens hoch, lässt uns energiegeladen in den Tag starten und unsere Aufgaben konzentriert meistern. Im Laufe des Tages flacht die Cortisolkurve mit kleinen Schwankungen immer mehr ab, bis sie abends auf einem Tiefpunkt ankommt, wir müde werden und schlafen können.

Cortisol ist aber auch eines unserer Stresshormone.

Hält eine Stresssituation länger als 10 Minuten an, wird vermehrt Cortisol aus den Nebennieren ausgeschüttet. Dies steigert die Leistungsfähigkeit und hilft uns z. B. Prüfungen, Vorträge oder andere stressverursachende Situationen zu meistern. Ist die Situation vorbei, entspannt sich unser System in der Regel wieder. Zurück zum Fasten:

  • Wird der Körper längerer Nahrungskarenz ausgesetzt, steigt der Cortisolspiegel an.
  • Hält die Nahrungskarenz an, wird dem Körper eine Hungersnot signalisiert. Daraufhin geht der Organismus in den Energiesparmodus.
  • Er fährt den Stoffwechsel herunter (damit auch die Schilddrüsenaktivität) und auch alle fürs Überleben unwichtigen Prozesse (z. B. unseren Zyklus).
  • Ein guter Zeitpunkt, schwanger zu werden, wäre aus evolutionsbiologischer Sicht jetzt nicht.

Verzicht auf Nahrung über einen längeren Zeitraum ist Stress für den Körper – entsprechend reagiert er.

Der erhöhte Cortisolspiegel kann zur Unterdrückung der sogenannten Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse führen. Was wiederum den Eisprung und die Produktion von Sexualhormonen wie Östrogen und Progesteron massiv beeinträchtigt.

Frauen, bei denen bereits ein hormonelles Ungleichgewicht besteht, können mit bestimmten Fastenkuren ihr Hormonchaos also noch verstärken.

Periode und Hormonbalance: Bringt Fasten den Zyklus durcheinander?

Bestimmte Fastenformen können den Zyklus durcheinanderbringen oder ihn sogar gänzlich unterdrücken. Diese Auswirkungen des Fastens auf den Menstruationszyklus sollten bei der Überlegung, ob und wie gefastet wird, immer berücksichtigt werden.

Einige Studien deuten darauf hin, dass Intervalfasten den Hormonspiegel stabilisieren und den Menstruationszyklus regulieren kann. Es gibt auch Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass extremes Fasten – insbesondere über einen längeren Zeitraum – den Hormonspiegel negativ beeinflussen und zu Unregelmäßigkeiten im Zyklus und ausbleibenden Eisprüngen führen kann.

Dies liegt wie bereits erwähnt, daran, dass der Körper während des Fastens in eine Stressreaktion mit erhöhter Cortisolproduktion gerät.

Hohe Cortisolspiegel fördern übrigens die Fetteinlagerung und lassen Blutzucker- und Insulinspiegel steigen. Was wiederum für noch mehr Cortisolausschüttung sorgt. Schau dir dazu auch gerne dieses Video an, in dem ich die Zusammenhänge erkläre.

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Wann im Zyklus am besten fasten?

Nahrungspausen, bzw. das Über-Nacht-Fasten gehört zu einer hormonfreundlichen Ernährung dazu, fördert ein gesundes Darmmikrobiom, eine gute Verdauung und Entgiftung und wirkt harmonisierend und ausgleichend auf den Zyklus. Diese Form des Fastens kann und sollte in jeder Zyklusphase angewendet werden.

Wenn Frauen sich für eine Saft- oder Heilfastenkur entscheiden, ist es ratsam, dies außerhalb der Menstruationsphase zu tun, um Periode und Hormonbalance zu schützen.

Der Zeitpunkt nach der Periode, wenn der Östrogenspiegel natürlicherweise steigt, kann vorteilhaft sein. In dieser Zeit ist der Körper möglicherweise besser in der Lage, mit dem körperlichen Stress des Fastens umzugehen. Aber auch dies kann sehr individuell sein und ich rate immer dazu, sich beim Saft- oder Heilfasten Expertenrat und -begleitung zu holen.

Saft- oder Heilfasten kann aus meiner Sicht bei chronischen Erkrankungen Sinn machen. Hier kann der Verzicht auf Nahrung z. B. dabei helfen, stille Entzündungen zu reduzieren.

Wann sollten Frauen nicht fasten?

Nicht alle Frauen sollten fasten. 

  • Frauen, die schwanger sind, stillen, an Essstörungen leiden oder untergewichtig sind, sollten auf das Fasten verzichten.
  • Auch Frauen, die bereits hormonelle Probleme haben, sollten mit ihrem Arzt sprechen, bevor sie eine Fastenkur beginnen.
  • Es ist immer wichtig, individuelle Bedürfnisse und gesundheitliche Voraussetzungen zu berücksichtigen.

Insgesamt ist Heil- oder Saftfasten nicht für jede Frau geeignet, insbesondere wenn es um die hormonelle Gesundheit geht. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen und im Zweifelsfall einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, bevor man mit dem Fasten beginnt. Durch eine individuell angepasste Herangehensweise kann Fasten für Frauen durchaus positive Wirkungen haben.

So kann zum Beispiel das intermittierende Fasten für Frauen, die unter der Hormonstörung PCOS (Polyzystisches Ovarial Syndrom), die häufig mit einem erhöhten Androgenspiegel einhergeht, eine Chance auf Besserung sein. Auch hier gilt es natürlich die individuelle Situation sowie die Form der PCOS-Erkrankung zu berücksichtigen, aber Studien zeigten, dass diese Fastenform die Androgenspiegel senken und das endokrine System sowie den Stoffwechsel positiv beeinflussen kann. (1), (2)

Verschiedene Fastenmethoden und mögliche Auswirkungen auf die Periode und die Hormonbalance:

Übersicht über die gängigen Fastenmethoden Heilfasten, Saftfasten, Intervallfasten

1. Heilfasten

Beim Heilfasten wird über einen bestimmten Zeitraum nur Wasser oder Tee teilweise auch Säfte und Brühe konsumiert wird. Diese Methode kann besonders intensive Auswirkungen auf den Körper und den Hormonhaushalt haben. Studien haben gezeigt, dass Heilfasten zu einem Rückgang des Östrogenspiegels führen kann, insbesondere bei Frauen, die bereits niedrige Östrogenspiegel haben. Dies könnte unerwünschte Auswirkungen auf den Menstruationszyklus haben, zu Unregelmäßigkeiten oder gänzlichem Ausbleiben der Periode führen.

Unter therapeutischer Anleitung kann diese Fastenmethode aber durchaus auch positive Auswirkungen auf en Körper haben. Insbesondere z. B. bei einem hohen Entzündungsgeschehen im Körper oder bei Autoimmunerkrankungen.

2. Saftfasten

Saftfasten beinhaltet den Konsum von frisch gepressten Obst- und Gemüsesäften für eine bestimmte Zeit. Diese Methode liefert zumindest einige Nährstoffe, während der Körper gleichzeitig in den Fastenzustand versetzt wird.

Auch Saftfasten kann den Hormonhaushalt stören, Östrogen- und Progesteronspiegel negativ beeinflussen, so möglicherweise den Eisprung unterdrücken und zum Ausbleiben der Periode führen.  Insbesondere wenn über einen längeren Zeitraum derart gefastet wird. Frauen sollten darauf Rücksicht nehmen und sich am besten auch professionelle Unterstützung an die Seite holen: So vermeiden sie Hormonchaos und auch anschließende Heißhunger-Attacken mit unschönen Jojo-Effekten, sofern das Saftfasten der Start in eine Gewichtsreduktion sein soll.

Kann man eine Saftkur vor oder während der Periode machen?

Von Saftkuren oder anderen potenziell stress-auslösenden Fasten-Experimenten würde ich während der Periode abraten, da der Körper in dieser Zeit eher Ruhe und Entlastung braucht und nicht noch zusätzliche Energieräuber. Im Gegenteil. In der Zeit der Periode braucht der Körper Energie. Ungünstige Essgewohnheiten, Saftkuren oder Heilfasten können den Körper so belasten, dass unerwünschte Nebenwirkungen wie Erschöpfung und Unregelmäßigkeiten im Zyklus entstehen.

3. Intervallfasten

Intervallfasten oder auch intermittierendes Fasten beinhaltet den Wechsel zwischen Essens- und Fastenperioden. Diese Methode kann in ganz unterschiedlichen Formen ausgeführt werden. Besonders bekannt ist das 16/8-Fasten, bei dem täglich 16 Stunden gefastet wird und die Nahrungsaufnahme auf einen Zeitraum von 8 Stunden beschränkt ist.

Wie gut man mit Intervallfasten zurechtkommt und wie gut der Körper eine 16-stündige Nahrungskarenz auf Dauer verträgt, ist sehr individuell und hängt u. a. auch mit der aktuellen gesundheitlichen und hormonellen Situation zusammen.

Was ich immer empfehle, sind Fastenfenster über Nacht von mindestens 12 Stunden. Das entlastet die Verdauungsorgane, tut dem Mikrobiom gut, lässt uns sehr viel besser schlafen und erlaubt dem Körper, sich um regenerative Prozesse zu kümmern. Alles wichtige und entscheidende Punkte für eine beschwerdefreie Periode und die Hormonbalance. Gerade das Mikrobiom spielt eine entscheidende Rolle im Östrogenstoffwechsel, allerdings nur, wenn es im Gleichgewicht ist.

Das Wort Fasten lässt in diesem Zusammenhang auch Raum für Fehlinterpretationen: Deshalb spreche ich lieber von begrenzten Zeitfenster für die Nahrungsaufnahme – zum Beispiel Frühstück ab 7 Uhr, Abendbrot bis 19 Uhr. Das tut dem Körper und auch unserer Hormonbalance äußerst gut, ohne Stress auszulösen, reduziert in der Regel das Snack-Verhalten und damit auch Blutzuckerschwankungen, lässt uns über Nacht gut regenerieren und lässt uns viel besser schlafen.

Für Frauen im Schichtdienst muss individuell geschaut werden.

Alternativen zum Fasten

Eine wunderbare Alternative zu Saftkuren oder Heilfasten mit ebenfalls wunderbarem Effekt, sind Kitchari-Tage

Kitchari ist ein Klassiker der ayurvedischen Küche. Es handelt sich dabei um einen Eintopf, der aus aus Reis und Mung Dal sowie Gemüse und speziellen Gewürzen besteht. Man könnte diese Kitchari-Tage auch als Mono-Diät beschreiben, da außer Kitchari morgens, mittags und abends nichts anderes gegessen wird. Das ist super entlastet für unsere Körpersysteme, sanft reinigend und sehr wohltuend.

Ich selbst versuche immer zum Frühjahr und zum Herbst einige Kitchari-Tage einzulegen und ich kann es jeder Frau nur ans Herz legen, für die Fasten nicht infrage kommt, die aber gerne in den Genuss einiger Vorteile des Fastens kommen möchte.

Da es dazu bereits einen ausführlichen Blogartikel gibt, gehe ich an dieser Stelle nicht im Detail drauf ein. Zum Artikel: Ayurvedisch detoxen – die sanfte Entgiftung

Alternative zum Fasten während der Periode

Wenn Fasten bei dir auf dem Plan steht, solltest du zumindest schauen, dass die Fastenzeit nicht in die Zeit deiner Periode fällt

Während der Periode kannst du deinen Körper wunderbar mit nährenden, warmen Mahlzeiten unterstützen. Wer in dieser Zyklusphase zu Blähungen neigt, der sollte schwer verdauliches wie sehr fettige Lebensmittel, Hülsenfrüchte oder viel Rohkost reduzieren und den Fokus auf nährende Suppen, Eintöpfe oder gedämpftes Gemüse legen. Eisenhaltige Lebensmittel, Magnesium und gesunde Fettsäuren (Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren) unterstützen den Körper zusätzlich.

Zusammenfassung Periode und Hormonbalance: Welche Auswirkungen haben Heilfasten, Saftkuren und Intervallfasten auf den weiblichen Körper? ​

Fasten ist nicht gleich fasten. Es gibt unterschiedliche Methoden, den Körper zu entlasten, die je nachdem, was das übergeordnete Ziel ist, zum Einsatz kommen. Wird der längere Verzicht auf (feste) Nahrung angestrebt, ist es ratsam, sich mit seinem Arzt/seiner Ärztin zu besprechen oder sich eine Fasten-Begleitung an die Seite zu holen, um eine regelmäßige Periode und die natürliche Hormonbalance nicht zu gefährden.

Frauen, die bereits Hormonprobleme, einen niedrigen BMI oder Essstörungen haben oder hatten, sollten auf radikale Fastenmethoden verzichten. Diese verstärken das Hormonchaos nur noch. Oder führen möglicherweise zu Hormonbeschwerden und Zylusunregelmäßigkeiten.

Regelmäßig ein ca. 12-stündiges Fastenfenster über Nacht einlegen ist hingegen ratsam, um z. B. die Verdauungsorgane zu entlasten, dem Mikrobiom etwas Gutes zu tun und die körperliche Regeneration zu unterstützen.

Quellen

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